Elisabeth von Thüringen

  1. Wer ist Elisabeth?

Mit dem Internet oder Büchern kann man schnell Fakten und Infos zusammentragen. Aber kommt man damit der Person nah? Viel interessanter als die Auflistung von Daten ist die Frage, was für ein Charakter sie war? Die Persönlichkeit eines Menschen wird ja dann greifbar, wenn man schaut, wie sie sich in konkreten Situationen verhält. So haben ja auch schon die Evangelisten nicht abstrakt theologisch über Jesus berichtet, sondern durch Geschichten seine Gesinnung beschrieben.

Elisabeth kommt man auf die Spur, wenn man schaut, wie sich ihr Verhalten und Handeln von ihrer Familie und ihrer Zeit unterschieden hat. Im Hause des Landgrafen, auf der Wartburg, lebte man in Luxus; es gab alles, was man sich nur wünschen konnte. Denn die Familie war reich, sie war mächtig und deswegen hatten alle Respekt vor ihr. Ansehen, Macht und Reichtum – das sind die Grundversuchungen des Menschen, die ja auch schon Jesus zu bestehen hatte.

Für den landgräflichen Hof war es ein bequemes Leben. Und die Familie wollte natürlich, dass das so bleiben sollte. Keiner fragte nach, woher denn das Essen kam, das auf dem Tisch stand; keiner fragte nach den Bauern, die die Ernten abliefern mussten, obwohl sie selber nichts zu essen hatte; keiner fragte nach den Familien und Kindern, die die hungern mussten und oft krank waren. All diese unangenehmen Fragen hatten die Familie ausgeblendet und interessierte sich nicht dafür.
So wie es bei uns ja auch nur wenige interessiert, unter welchen Bedingungen die Waren produziert werden, die wir konsumieren.

Aber Elisabeth war anders, sie fragte nach und protestierte. Die Legende erzählt, dass sie das Essen  an der Tafel verweigerte, wenn sie hörte, dass es mit Gewalt und Unrecht erworben war; in einer anderen Geschichte wird berichtet,  dass sie die Kornkammern für die Bauern öffnete, damit sie sich nehmen konnten, was ja eigentlich ihnen gehörte; und überliefert ist, dass sie Notleidende und Kranke, die sie sah, mit auf die Wartburg nahm, in ihr Ehebett legte und persönlich pflegte.

Damit machte sie sich in ihrer reichen Familie ziemlich unbeliebt. Ihr Verhalten war gegen jede Konvention und gefährdete das Machtgefüge. Doch Elisabeth war das egal, die Kritik kam an sie nicht wirklich heran; denn wichtiger als Macht und Geld war für sie Gerechtigkeit und Liebe.

An ihrem Leben sieht man, dass Liebe nicht nur ein schönes Gefühl ist. Es geht um Hingabe und Einsatz. Elisabeth sah wie schlecht es den Armen und Kranken ging und stand diesen Menschen bei. Es war für Elisabeth eine Mystik der Tat –  so lässt sich die Legende deuten, dass bei einer Kontrolle ihres Ehemanns, kein Kranker, sondern der gekreuzigte Christus in ihrem Bett lag.

  1. Elisabeths Geheimnis

Es war immens, was Elisabeth in ihrem kurzen Leben geleistet hatte, rein physisch, aber auch seelisch. Da stellt sich die Frage, woher sie die Kraft und das Selbstbewusstsein nahm, so ganz anders zu sein? Und was befähigte sie, sich zu verschenken, ohne Angst um sich selbst zu haben?

Hier berühren wir das Geheimnis Elisabeths. Sie war ein religiöser, ein spiritueller Mensch, fühlte sich getragen durch alle Krisen und Anfeindungen hindurch. Vertrauen ist der Schlüssel. Aus der Verbundenheit wuchs ihr Kraft zum Handeln zu.

Dabei orientierte Elisabeth sich an Jesus und seiner Sorge für die Verlorenen. Und ihr etwas ältere Zeitgenosse Franz von Assisi bestärkte sie in ihrer Überzeugung, dass es möglich ist, im Geist des Evangeliums zu leben.  Elisabeth zeigt durch ihr Leben, welche Kraft darin steckt, in Verbindung mit Gott zu sein und sich von Jesus leiten zu lassen.

 

  1. In Verbindung leben

Im Johannesevangelium steht das Gleichnis vom Weinstock und den Reben. Jesus ruft auf, in Verbindung zu bleiben: wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so können auch wir nur Frucht bringen, wenn wir in ihm bleiben. Bleiben – das ist ein Schlüsselbegriff des Johannesevangeliums.

Das griechische Wort für „bleiben“ ist verwandt mit dem griechischen Wort für „wohnen“. Als die Jünger des Johannes  Jesus fragen, wo er wohne (Joh 1,38), fragten sie ihn nach seiner inneren Bleibe, also nach seiner Beheimatung und Verwurzelung. Sie bekamen zur Antwort, dass sie die Antwort nur bekämen, wenn sie mit ihm seinen Weg mitgehen würden.

Verwurzelt sein, wohnen, bleiben und immer wieder nach Hause zurück kommen – darum geht es auf dem inneren spirituellen Weg des Lebens. Aus dem Vertrauen heraus, kann ich mein Leben für Andere riskieren – so wie es Elisabeth tat.

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