In diesem Impuls soll es darum gehen, sich für das Geheimnis Gottes zu öffnen. Wir führen das Wort „Gott“ so oft und selbstverständlich in unserem Mund als ob wir ihn in- und auswendig kennen würden. Doch übersteigt seine Wirklichkeit alles, was wir uns vorstellen können. Mystiker, wie Teresa von Ávila berichten, dass eine Begegnung mit ihm alles gewohnte sprengt und sogar erst einmal unverständlich und verwirrend sein kann. Erst später sortiert sich alles wieder und wird klarer, doch bleibt das Wissen, dass ich eben nicht alles weiß und überblicke, aber dass ich mich Gott anvertrauen kann.
„Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“, (Ps 111,10) heißt es im Psalm. Hier geht es nicht um Angst vor Gott – die gab es ja auch jahrhundertlang und auch die Kirche verkündete lange Zeit eine Drohbotschaft anstatt die Frohbotschaft. Es geht um Ehrfurcht, um Staunen, um die Einsicht, dass ich da vor dem großen Geheimnis des Lebens und der Liebe stehe, dass ich nicht fassen kann. Und dieses Geheimnis ist in allem am Wirken.
Auch für den Psychologen C.G. Jung war dieses Wort sehr wichtig, was man zunächst einmal gar nicht erwarten würde. Aber er war davon überzeugt, dass in den Menschen, denen er begegnete und in seiner therapeutischen Arbeit immer Gott mit am Wirken sei. Und das erfüllte ihn mit Ehrfurcht und Achtsamkeit. Um sich und die Patienten daran zu erinnern ließ er einen lateinischen Spruch über seine Türe und auf seinen Grabstein meißeln: „Vocatus atque non vocatus deus aderit“ ( „Gerufen oder nicht gerufen, Gott wird da sein“).
Bibeltext
In diesem ersten Impuls geht es darum, sich darauf einzustellen, Gott neu zu begegnen, wie ein Anfänger. Dafür lade ich Sie ein, die Geschichte der Verklärung auf dem Berg Tabor zu lesen: Mk 9, 2- 8
Ikone
Dazu können Sie auch die Ikone dieser Geschichte betrachten. Auf der Ikone sieht man erschrockene Jünger, die zu Boden fallen. Die Erscheinung Jesu hat sie aus der Bahn geworfen. Jesus ist strahlend hell, Gottes Licht scheint in ihm auf und gleichzeitig ist dieses Geheimnis dunkel – so wie die Mandorla um Jesus nach innen immer dunkler wird. Sie begegnen in Jesus Gott. Und Gott zu begegnen ist faszinierend und erschütternd. Diese Erfahrung rüttelt auf, weckt auf, aus den eigenen Gedanken- und Gefühlswelten, so wie man aus einem Schlaf aufwacht. Aber man kann die Erfahrung nicht festhalten. In der Geschichte liegt die Einladung, sich auf Gott einzulassen, in seiner Nähe zu verweilen, aus der Geschäftigkeit in die Stille zu kommen.